Beschluss:
Durchführung
von Gedenkveranstaltungen anlässlich rassistischer motivierter Anschläge in Solingen
und in Köln
Der Rat der Stadt Köln und der
Integrationsrat der Stadt Köln führen eine gemeinsame Gedenkveranstaltung am
29. Mai 2013 oder zeitnah, anlässlich des Gedenkens an die Opfer des
rassistischen Brandanschlags in Solingen vor zwanzig Jahren durch.
Der Rat der Stadt Köln beschließt die Durchführung einer
Gedenkveranstaltung zum 10. Jahrestag des Nagelbombenanschlags in der
Keupstrasse im Jahr 2014. Die Verwaltung soll hierzu geeignete Vorschläge
machen und dem Integrationsrat zur weiteren Beratung vorlegen.
Begründung: Der
Brandanschlag in Solingen am 29.05.1993. Mahnung und Herausforderung im Umgang
mit Rassismus und Rechtsextremismus
Vor zwanzig Jahren wurden in Solingen fünf Menschen türkischer Herkunft
durch einen von Neonazis verübten Brandanschlag ermordet. Diese Mordtat
markierte einen der Höhepunkte rassistisch motivierter Brandanschläge, die die
politische Diskussion um eine Änderung des deutschen Asylrechts beeinflussten.
Die massive Einschränkung des Asylrechts wurde im damaligen Bonner Bundestag
drei Tage vor dem Solinger Brandanschlag mit einer Mehrheit der Stimmen von
CDU/CSU, FDP und SPD beschlossen.
Die Asylrechtsänderung wurde damals mit Verweis auf einen angeblichen
Staatsnotstand aufgrund der rassistischen Alltagsgewalt gerechtfertigt:
Richteten sich die neonazistischen Gewalttaten anfänglich noch gezielt gegen
Flüchtlinge, so erweiterte sich die Zielgruppe neonazistischer Gewalt im Zuge
einer allgemeinen „das-Boot-ist-voll“- Kampagne auf alle, die als
„nichtdeutsch“ angesehen wurden. Doch mit der vollzogenen Asylrechtsänderung
sind Rassismus, Ausgrenzung und Gewalt gegen Migranten nicht verschwunden:
Heute prägen die rassistischen Mordtaten des neonazistischen NSU das
öffentliche Bild eines auch terroristisch agierenden Rechtsextremismus. Zugleich
weisen Umfragen auf weit verbreitete rassistische und extrem rechte
Einstellungen in der Mitte der Gesellschaft. Solche Einstellungen werden
genährt durch rechtspopulistische Kampagnen gegen Minderheiten, Migranten und
Flüchtlinge.
In NRW wie auch bundesweit wird das Engagement gegen Rassismus in erster
Linie als repressive Aufgabe gegen rechtsextreme Gewalt verstanden. Der
gesellschaftliche Kontext dieser Gewalt bleibt jedoch weitestgehend
unbeleuchtet. So steht im politischen Alltagsdiskurs eine grundsätzliche Abkehr
von einem historisch geprägten Staatsverständnis immer noch aus – sowohl
hinsichtlich des Staatsbürgerschafts- und Wahlrechts als auch hinsichtlich
eines grundsätzlichen Selbstverständnisses als Einwanderungsgesellschaft.
Wir wollen der Opfer rassistischer Gewalt in
Solingen auch dadurch gedenken, indem wir entschieden eintreten gegen
Rechtsextremismus und Rassismus und für ein respektvolles und
gleichberechtigtes Miteinander in unserer multikulturellen
Einwanderungsgesellschaft.
Begründung zur
Gedenkveranstaltung zum 10. Jahrestag des Nagelbombenanschlags auf der
Keupstrasse.
In Deutschland wurden in den letzten Jahren zahlreiche Anschläge gegen
Angehörige von Gruppen mit Migrationshintergrund und auch jüdische Mitbürger
verübt. Einige dieser Anschläge haben besondere Symbolkraft gewonnen und sind
im Bewusstsein eines Großteils der Bevölkerung präsent. Beispielhaft seien hier
die Anschläge von Solingen und Rostock-Lichtenhagen genannt.
Es ist notwendig, diese Ereignisse im Gedächtnis zu behalten und es ist
angemessen, ihrer in besonderer Weise zu gedenken. Es erscheint uns richtig und
wichtig, dass dieses im lokalen Bezug geschieht. Gerade angesichts der
besonderen Perfidie des Anschlages in der Keupstraße und der mangelhaften
Aufklärungsarbeit bei diesem Verbrechen halten wir es wir für angemessen, eine
Gedenkveranstaltung in Köln an dieses Ereignis zu knüpfen.
Abstimmungsergebnis:
Mehrheitlich bei einer Gegenstimme beschlossen