Nachtrag: 16.12.2013

Beschluss: ungeändert beschlossen

Beschluss:

Resolution zur Künstlerkolonie Kolbhalle in Köln Ehrenfeld

 

Sehr geehrter Herr Bezirksbügermeister,

wenn Morgen im Kölner Stadtrat das Thema Kolbhalle auf der Tagesordnung steht, so geht dies - darauf sind wir stolz - auf einen einstimmigen Beschluss der BV-Ehrenfeld zurück. Wir bitten Sie ganz herzlich, sich dort für den Erhalt der Künstlerkolonie Kolbhalle einzusetzen!

Wir haben große Sorge, dass Ehrenfeld mehr und mehr sein Gesicht verliert! Was macht uns aus? Wir haben vorne keinen Rhein und hinten keinen Stadtwald und mittendrin auch keinen Fühlinger See. Wir haben kein repräsentatives Rathaus und brauchen das auch nicht, statt Domblick haben wir den Heliosturm. Was wir haben und was uns attraktiv macht, das sind wir selbst. Die Menschen, die hier in der dritten, vierten Generation leben und die aus aller Welt hier hingekommen und heimisch geworden sind, darunter viele Künstler und Kulturschaffende.

Und so wird der Standort Ehrenfeld rund um die Kolbhalle von Immobilienmaklern beworben:

„Lebendig und vielfältig! Ehrenfeld liegt als Wohnviertel im Trend. Der urbane Mikrokosmos Ehrenfeld überzeugt mit vielfältigen Einkaufsmöglichkeiten, einer abwechslungsreichen Gastronomieszene und innovativen Kunst- und Kulturprojekten. An der Hospeltstraße ist Ehrenfeld besonders spannend. Hier herrscht Aufbruchsstimmung.“ Scout-ID: 69682965

„Ehrenfeld hat sich zum dynamischen und aufstrebenden Stadtteil entwickelt. Industriedenkmäler werden zu Büros und Wohnungen umgebaut. Neben urigen Brauhäusern existieren Trendkneipen, Tante-Emma-Geschäfte neben Szeneläden und Großdiscountern, historische Altbauten neben moderner Architektur.In Ehrenfeld hat eine breites Angebot und eine Vielzahl an Theatern, Clubs und ein Premierenkino. Die in Köln einzigartige Mischung aus Tradition und Moderne, Kreativität und Althergebrachten macht Ehrenfeld gerade bei jungen Menschen zu einem beliebten Viertel.“ www.wohnen-am-helmholtzplatz.de

Doch mit dem wachsenden Interesse an Ehrenfeld, steigen die Mieten, im Wohn- und im gewerblichen Bereich. Die Nischen, die durch den industriellen Niedergang im ehemaligen Arbeiterquatier Ehrenfeld entstanden sind, und wo Künstler, Theater und Clubs sich niedergelassen haben, verschwinden. Jeder Ehrenfelder und jede Ehrenfelderin kennt den Begriff „Gentrifizierung“. Es wächst die Angst, „sich Ehrenfeld nicht mehr leisten zu können“ und den sozialen Halt in gewachsener Nachbarschaft zu verlieren. In diesen Zusammenhang ist die angedrohte Räumung der Künstelerkolonie Kolbhalle einzuordnen.

Seit fast 30 Jahren gehören die Künstler und Künstlerinnen der Kolbhalle zu Ehrenfeld. Die Stadt hat ihnen dieses damals unattraktive Gelände – das heute Begehrlichkeiten zu wecken vermag – vermietet, damit sie hier leben und arbeiten können.

Dazu sah sich die Stadt verpflichtet, nachdem Sie die Künstler zuvor in der Marienstraße wiederrechtlich zwangsgeräumt hatte. Weil die damalige Eigentümerin, die LEG, damals nur Mietverträge über längstens 10 Jahre machen durfte und die Stadt den Vertrag mit der LEG (heute NRWUrban) nicht erneuert hat, sind die Künstler seit vielen Jahren ständig in ihrer Existenz bedroht.

Wenn behauptet wird, die Bewohnerinnen und Bewohner wären „Schmarotzer“, die die Stadt nur Geld kosten, so ist das gelogen. Denn die Künstler bieten an, 3000 € Miete monatlich zu zahlen. Das stand seit März dieses Jahres mehrfach in der Presse.

Eine Räumung der Kolbhalle bringt für die Stadt Kosten in Größenordnung von rd. 200 T€ mit sich.

Dabei werden die Werte, die die Künstler und Künstlerinnen, im kulturellen, interkulturellen und im sozialen Sinne schaffen und ihre Angebote für Menschen unabhängig von Alter und Herkunft, in keiner Weise gewürdigt.

Wir reden hier über rund 2000 m² für Kunst und Kultur, die bisherige Ratsmeinung sieht hier sozialen Wohnungsbau vor. Der soziale Wohnungsbau ist unbestritten ein wichtiges Anliegen und jeder weiß, dass diese Stadt auf Ehrenfeld zählen kann, wenn es um sozialen Wohnungsbau, die Unterbringung von Studenten oder auch um die Ansiedlung neuer Gewerbebetriebe geht.

 

Sehr geehrter Bezirksbürgermeister,

fordern Sie den Rat der Stadt auf sich für eine Beendigung des unwürdigen Gerangels um die Kolbhalle einzusetzten!

Werben Sie dafür, dass Künstler, Politik und Verwaltung nicht mehr über- sondern miteinander reden und nach Lösungen für eine Zukunft der Künstlerkolonie in den Kolbhallen suchen!

Keinesfalls darf eine Entwicklung des Geländes als Geschäft der laufenden Verwaltung nach § 34 Baugesetzbuch betrachtet werden. Der Rat kann jedes Geschäft der laufenden Verwaltung an sich ziehen und er sollte das in diesem Fall auch tun. Wir, die Ehrenfelder Bezirkspolitker und Bezirkspolitikerinnen werden dabei unsere „Vor-Ort-Kompetenz“ gerne einbringen.

Als ersten wichtigen Schritt betrachten wir den in der Vorlage für den Rat dargelegten Alternativbeschluss, der den einstimmigen Beschluss der BV-Ehrenfeld vom 30.9.2013 wiedergibt. Der Rat möge sich für Verhandlungen zwischen dem Verein „Wir selbst“ und NRW.Urban einsetzen und diese unterstützen mit dem Ziel, die Kolbahlle als soziokuluturelles Zentrum zu erhalten.

Sollte ein neuer - rechtgültiger - Räumungstitel vorliegen, muss die Räumung zwingend ausgesetzt werden, bis die Ergebnisse der noch zu führenden Gespräche vorliegen.

 

 

 


Abstimmungsergebnis:

Die Bezirksvertretung Ehrenfeld stimmt dem Dringlichkeitsantrag einstimmig bei Enthaltung von Bezirksvertreterin Pöttgen (FDP) zu.