Nachtrag: 16.12.2013
Sitzung: 16.12.2013 BV4/0042/2013
Beschluss: ungeändert beschlossen
Vorlage: AN/1527/2013
Beschluss:
Resolution zur
Künstlerkolonie Kolbhalle in Köln Ehrenfeld
Sehr
geehrter Herr Bezirksbügermeister,
wenn Morgen im Kölner Stadtrat das Thema Kolbhalle auf
der Tagesordnung steht, so geht dies - darauf sind wir stolz - auf einen
einstimmigen Beschluss der BV-Ehrenfeld zurück. Wir bitten Sie ganz herzlich,
sich dort für den Erhalt der Künstlerkolonie Kolbhalle einzusetzen!
Wir haben große Sorge, dass Ehrenfeld mehr und mehr
sein Gesicht verliert! Was macht uns aus? Wir haben vorne keinen Rhein und
hinten keinen Stadtwald und mittendrin auch keinen Fühlinger See. Wir haben
kein repräsentatives Rathaus und brauchen das auch nicht, statt Domblick haben
wir den Heliosturm. Was wir haben und was uns attraktiv macht, das sind wir
selbst. Die Menschen, die hier in der dritten, vierten Generation leben und die
aus aller Welt hier hingekommen und heimisch geworden sind, darunter viele
Künstler und Kulturschaffende.
Und so wird der Standort Ehrenfeld rund um die
Kolbhalle von Immobilienmaklern beworben:
„Lebendig und vielfältig! Ehrenfeld liegt als Wohnviertel
im Trend. Der urbane Mikrokosmos Ehrenfeld überzeugt mit vielfältigen
Einkaufsmöglichkeiten, einer abwechslungsreichen Gastronomieszene und
innovativen Kunst- und Kulturprojekten. An der Hospeltstraße ist Ehrenfeld
besonders spannend. Hier herrscht Aufbruchsstimmung.“ Scout-ID: 69682965
„Ehrenfeld
hat sich zum dynamischen und aufstrebenden Stadtteil entwickelt.
Industriedenkmäler werden zu Büros und Wohnungen umgebaut. Neben urigen
Brauhäusern existieren Trendkneipen, Tante-Emma-Geschäfte neben Szeneläden und
Großdiscountern, historische Altbauten neben moderner Architektur.In Ehrenfeld
hat eine breites Angebot und eine Vielzahl an Theatern, Clubs und ein
Premierenkino. Die in Köln einzigartige Mischung aus Tradition und Moderne,
Kreativität und Althergebrachten
macht Ehrenfeld gerade bei jungen Menschen zu einem beliebten Viertel.“ www.wohnen-am-helmholtzplatz.de
Doch mit dem wachsenden Interesse an Ehrenfeld,
steigen die Mieten, im Wohn- und im gewerblichen Bereich. Die Nischen, die
durch den industriellen Niedergang im ehemaligen Arbeiterquatier Ehrenfeld
entstanden sind, und wo Künstler, Theater und Clubs sich niedergelassen haben,
verschwinden. Jeder Ehrenfelder und jede Ehrenfelderin kennt den Begriff
„Gentrifizierung“. Es wächst die Angst, „sich Ehrenfeld nicht mehr leisten zu
können“ und den sozialen Halt in gewachsener Nachbarschaft zu verlieren. In
diesen Zusammenhang ist die angedrohte Räumung der Künstelerkolonie Kolbhalle
einzuordnen.
Seit fast 30 Jahren gehören die Künstler und
Künstlerinnen der Kolbhalle zu Ehrenfeld. Die Stadt hat ihnen dieses damals
unattraktive Gelände – das heute Begehrlichkeiten zu wecken vermag – vermietet,
damit sie hier leben und arbeiten können.
Dazu sah sich die Stadt verpflichtet, nachdem Sie die
Künstler zuvor in der Marienstraße wiederrechtlich zwangsgeräumt hatte. Weil
die damalige Eigentümerin, die LEG, damals nur Mietverträge über längstens 10
Jahre machen durfte und die Stadt den Vertrag mit der LEG (heute NRWUrban)
nicht erneuert hat, sind die Künstler seit vielen Jahren ständig in ihrer Existenz
bedroht.
Wenn
behauptet wird, die Bewohnerinnen und Bewohner wären „Schmarotzer“, die die
Stadt nur Geld kosten, so ist das gelogen. Denn die Künstler bieten an, 3000 €
Miete monatlich zu zahlen. Das stand seit März dieses Jahres mehrfach in der
Presse.
Eine
Räumung der Kolbhalle bringt für die Stadt Kosten in Größenordnung von rd. 200
T€ mit sich.
Dabei werden die Werte, die die Künstler und
Künstlerinnen, im kulturellen, interkulturellen und im sozialen Sinne schaffen
und ihre Angebote für Menschen unabhängig von Alter und Herkunft, in keiner
Weise gewürdigt.
Wir reden hier über rund 2000 m² für Kunst und Kultur,
die bisherige Ratsmeinung sieht hier sozialen Wohnungsbau vor. Der soziale
Wohnungsbau ist unbestritten ein wichtiges Anliegen und jeder weiß, dass diese
Stadt auf Ehrenfeld zählen kann, wenn es um sozialen Wohnungsbau, die
Unterbringung von Studenten oder auch um die Ansiedlung neuer Gewerbebetriebe
geht.
Sehr geehrter Bezirksbürgermeister,
fordern Sie den Rat der Stadt auf sich für eine Beendigung
des unwürdigen Gerangels um die Kolbhalle einzusetzten!
Werben Sie dafür, dass Künstler, Politik und
Verwaltung nicht mehr über- sondern miteinander reden und nach Lösungen für
eine Zukunft der Künstlerkolonie in den Kolbhallen suchen!
Keinesfalls darf eine Entwicklung des Geländes als Geschäft
der laufenden Verwaltung nach § 34 Baugesetzbuch betrachtet werden. Der Rat
kann jedes Geschäft der laufenden Verwaltung an sich ziehen und er sollte das
in diesem Fall auch tun. Wir, die Ehrenfelder Bezirkspolitker und
Bezirkspolitikerinnen werden dabei unsere „Vor-Ort-Kompetenz“ gerne einbringen.
Als
ersten wichtigen Schritt betrachten wir den in der Vorlage für den Rat
dargelegten Alternativbeschluss, der den einstimmigen Beschluss der
BV-Ehrenfeld vom 30.9.2013 wiedergibt. Der Rat möge sich für Verhandlungen
zwischen dem Verein „Wir selbst“ und NRW.Urban einsetzen und diese unterstützen
mit dem Ziel, die Kolbahlle als soziokuluturelles Zentrum zu erhalten.
Sollte
ein neuer - rechtgültiger - Räumungstitel vorliegen, muss die Räumung zwingend
ausgesetzt werden, bis die Ergebnisse der noch zu führenden Gespräche
vorliegen.
Abstimmungsergebnis:
Die Bezirksvertretung Ehrenfeld stimmt dem Dringlichkeitsantrag einstimmig bei Enthaltung von Bezirksvertreterin Pöttgen (FDP) zu.