Brand eines mit 4.000m³ gefüllten Toluol-Tanks
bei der Shell Deutschland Oil GmbH, Rheinland Raffinerie Godorf
Hier: Mitteilung zum Verlauf des Ereignisses und den getroffenen Maßnahmen zur
Gefahrenabwehr
1.
Eintritt des Ereignisses und Verlauf
Die Entwicklung des Schadensereignisses wird im Folgenden chronologisch
dargestellt.
Am Donnerstag, den
09.01.2014 erhält die Leitstelle der Feuerwehr Köln um 15.00 Uhr von der
Leitstelle des Rhein-Erft-Kreises den Hinweis über eine Explosion und eine
Rauchentwicklung in der Shell-Raffinerie Köln-Godorf.
Aufgrund dieser Alarmmeldung wird eine umfangreiche Einsatzmittelkette mit dem
Alarmierungsstichwort „Explosion 1“ aktiviert. Neben dem zuständigen Löschzug
der Feuerwache 2, Marienburg, werden auch weitere Sonderfahrzeuge aus dem
Stadtgebiet, darunter auch ein Einsatzabschnittsleiter für Mess- und
Umweltschutzaufgaben (BvA-U) und der Gesamteinsatzleiter (OvA), an diesem Tag
ein Beamter des höheren feuerwehrtechnischen Dienstes, ein promovierter
Diplomchemiker und Leiter der Analytischen Taskforce, entsandt.
Um 15.07 Uhr
meldet das erste auf der Anfahrt befindliche Löschfahrzeug eine starke
Rauchentwicklung über dem Werksgelände.
Aufgrund erster Erkenntnisse aus den Rückmeldungen, insbesondere die Rauchwolke
betreffend, entschließt sich der Einsatzleiter noch auf der Anfahrt eine
Lufterkundung mittels Hubschrauber zu veranlassen.
Daraufhin wird um
15.11 Uhr der Intensivtransporthubschrauber alarmiert, um einen als
Luftbeobachter ausgebildeten Feuerwehrbeamten aufzunehmen, der die Rauchwolke
in Ausdehnung und Drift beurteilen soll. Diese Erkundungsergebnisse sind
Grundlage für die strategische Planung des Messeinsatzes. Weiterhin wird um
15.17 Uhr ein Paralleleinsatz „Messen 3“ eröffnet und damit sechs Messfahrzeuge
der Freiwilligen Feuerwehr, ein Einsatzleitwagen des Fernmeldedienstes und
speziell ausgebildete Beamte der Berufsfeuerwehr alarmiert. Weitere
vorbereitende Maßnahmen zur rückwärtigen Koordinierung des Messeinsatzes werden
im Führungs- und Schulungszentrum der Berufsfeuerwehr getroffen.
Mit den
vorliegenden Erkenntnissen aus der sich entwickelnden Schadenslage veranlasst
der Einsatzleiter um 15.19 Uhr noch auf der Anfahrt zum Einsatzort eine
Sirenenwarnung der Bevölkerung in dem potenziell gefährdeten Bereich um die
Shell-Raffinerie sowie die entsprechenden Radiodurchsagen.
Um 15.27 Uhr hat
sich der Führungsstab Einsatzleitung formiert. Eine Minute später erfolgt eine
Rückmeldung vom Luftbeobachter, dass ein Tank im Vollbrand steht und die
Werkfeuerwehr mit vier Schaum-Wasser-Werfern im Einsatz ist. Eine massive
Rauchentwicklung ist festzustellen, welche in nord-östliche Richtung abzieht.
Radio Köln, als
regionaler für Warnmeldungen vorgesehener Radiosender, erhält um 15.30 Uhr den
Informationstext für die Radio-Warnmeldungen, welche in 15-minütigen Abständen
gesendet wurden. Weiterhin wird ein Mitarbeiter des gehobenen
feuerwehrtechnischen Dienstes in das Back-Office des Bürgertelefons entsandt.
Nach einer ersten
Lagebesprechung der Einsatzleitung um 15.35 Uhr erhalten das Presseamt und das
Bürgertelefon erste Hinweise zur Lage für Warnmeldungen über den
Presseverteiler bzw. zur Beantwortung von Bürgernachfragen.
Die Werkfeuerwehr
Shell teilt um 15.40 Uhr telefonisch mit, dass der Tank 304 im Vollbrand stehe.
Dieser Tank habe ein Fassungsvermögen von 4.000 m³ und ist mit Toluol fast
vollständig gefüllt.
Auf die Homepage
der Stadt Köln wird um 15.41 Uhr eine Warnmeldung analog der Radiotextwarnung
eingestellt. Weiterhin werden dem Radiosender WDR 2 um 15.44 Uhr die
Warnhinweise übermittelt. Eine weitere Sirenenwarnung wird um 15.52 Uhr
durchgeführt. Die erste Schnellmeldung zum Schadensereignis wird durch das
Presseamt um 16.08 Uhr in den Presseverteiler gegeben und gleichzeitig auf die
Homepage der Stadt Köln eingestellt.
Um 16.25 Uhr teilt
die Werkfeuerwehr mit, dass das Feuer unter Kontrolle ist. Eine Minute später
beginnt ein weiterer Erkundungsflug mit dem Hubschrauber. Zehn Minuten später
kommt von dort die Rückmeldung, dass der komplette Tank mit Löschschaum
abgedeckt ist und kein Rauch und keine Flammen mehr sichtbar sind.
Um 16.30 Uhr ist
der große Einsatzleitwagen (ELW 5) mit einem weiteren Führungsstab als
Technische Einsatzleitung vor Ort einsatzbereit.
Über den
Presseverteiler des Presseamtes erfolgt um 16.51 Uhr eine weitere
Schnellmeldung, dass das Feuer seit 16.25 Uhr unter Kontrolle ist, niemand
verletzt wurde und die Löscharbeiten vor Ort von der Werkfeuerwehr durchgeführt
werden. Weiterhin wird darin mitgeteilt, dass die Feuerwehr Köln mit 130
Einsatzkräften vor Ort ist und sich in dem betroffenen Tank Toluol befindet. Um
17.15 Uhr wird über den gleichen Verteiler sowie zusätzlich über die Homepage
der Stadt Köln mitgeteilt, dass die Gebäude in der Regel wieder verlassen
werden können.
Die Entwarnungsmeldung wird durch das Presseamt um 17.22 Uhr kommuniziert.
Gleichzeitig enthält diese Meldung auch vorsorgliche Hinweise, wie sich zu
verhalten ist, wenn ein ungewöhnlicher benzinartiger Geruch festgestellt wird.
Auch diese Meldung wird auf die Homepage eingestellt und dem Bürgertelefon
zugeleitet.
Daraufhin erfolgt
um 17.45 Uhr die Entwarnung mittels Sirenen.
Das Gesundheitsamt
erstellte eine Mitteilung, mit
Informationen zu Toluol. Darüber hinaus wurde eine Liste mit möglichen
Fragen und Antworten zum Schadensereignis und dessen Auswirkungen zur
Information der Bürgerinnen und Bürger und Anwohner erstellt.
Diese FAQ Liste
sowie alle bisher ermittelten Messwerte zu den betroffenen, veröffentlichten Stadtteile
werden mit einer Pressemeldung und auf der Homepage der Stadt Köln
veröffentlicht. Die bis dahin ermittelten Messwerte liegen alle unterhalb
gesundheitsrelevanter Grenzwerte.
Die
Berufsfeuerwehr Köln fasst in einer abschließenden Presseerklärung um 21:14 Uhr
die Ereignisse für diesen Tag zusammen, fertigt einen Bericht und informiert
gleichzeitig über die vorgesehenen weiteren Messungen in der kommenden Nacht.
Die Messungen am
und um den Schadensort werden noch bis Samstagnachmittag, 11.01.2014
fortgeführt, so lange, bis das gesamte Inventar des Tanks umgepumpt wurde.
2.
Messungen und Messergebnisse
Mit dem Zeitpunkt des Formierens der rückwärtigen Einsatzleitung im
Führungs- und Schulungszentrum etablierte sich auch eine Messleitung.
Mit den Erkundungsergebnissen des für Umweltschutzaufgaben betrauten
Einsatzabschnittsleiters, den aktuellen Witterungsverhältnissen, deren
Entwicklungsprognose sowie den Ergebnissen der Lufterkundung wird eine dem
Schadensereignis angemessene Mess-Strategie entworfen. Die Mess-Strategie
umfasste unter anderem den Einsatz von sechs Messfahrzeugen, auch der
Freiwilligen Feuerwehr Köln, die an definierten Punkten in potenziell
betroffenen Bereichen des Stadtgebietes mit vorgegebenen Messgeräten Messungen
durchführten.
Insgesamt wurde in der Zeit vom 09.01.2014, 16.20 Uhr bis 10.01.2014, 14.20 Uhr
128 Messungen an unterschiedlichen Stellen durchgeführt.
Alle Messergebnisse lagen deutlich unterhalb des definierten
Schwellenwertes für Toluol. Als Schwellenwert wurde für dieses Ereignis der
Einsatztoleranzwert (ETW) herangezogen. Dieser Schwellenwert beläuft sich auf
94 ppm und liegt deutlich unterhalb anderer Störfallbeurteilungswerte, z.B.
AEGL. Der ETW erlaubt, dass Einsatzkräfte bis zur Erreichung des Grenzwertes bis
zu vier Stunden ohne Atemschutz tätig werden können. Mit Heranziehung des ETW
wurde der niedrigste Schwellenwert überhaupt für eine Bewertung der
Messergebnisse herangezogen.
Diese Messergebnisse wurden am 10.01.2014 um 16.21 Uhr über eine
Pressemeldung des Presseamtes bewertet und bekanntgegeben und gleichzeitig in
Form einer Liste auf die Homepage der
Stadt Köln eingestellt.
3.
Erkundung auf Rußniederschläge
Die tiefschwarze,
mächtige Brandrauchwolke zog in nord-östliche Richtung über die Stadtbezirke
Rodenkirchen und Porz ab.
Da aufgrund der
Rauchentwicklung eine Gefährdung für die Bevölkerung im vom Rauch betroffenen
Bereich nicht ausgeschlossen werden konnte, erfolgte bereits in der Frühphase
des Einsatzes eine Bevölkerungswarnung mittels Sirene und anschließender Radio-
und Internetwarnung.
Durch die
aufziehende Dunkelheit am 09.01.2014 konnte keine strukturierte Erkundung nach
möglichen Rußniederschlägen erfolgen. Die im Stadtgebiet eingesetzten
Messfahrzeuge hatten im Rahmen ihres Messeinsatzes auch den Auftrag, an den
jeweiligen Messstellen auch nach Rußniederschlägen Ausschau zu halten, meldeten
jedoch keinerlei Auffälligkeiten. Auch gingen keine Anrufe entsprechend
besorgter Bürger weder am Ereignistag noch in den folgenden Tagen in der Leitstelle
der Berufsfeuerwehr ein.
Am Morgen des 10.01.2014 wurden bei Tageslicht strukturierte Erkundungen mit
den Löschfahrzeugen in den Wachbezirken 2, Rodenkirchen, 8, Ostheim und 7, Porz
durchgeführt. Diese Erkundungen führten zu keinen positiven Feststellungen auf
Rußablagerungen.
Auf einem Fahrzeug
wurden geringe Spuren von Niederschlägen gefunden, die Ruß hätten sein können.
Es wurde eine Wischprobe genommen, die später dem Landesamt für Natur, Umwelt
und Verbraucherschutz NRW (LANUV) zur Analyse übergeben wurde.
Das LANUV teilt mit Schreiben vom 17.01.2014 zum Ergebnis seiner Beprobungen
folgendes mit:
"Es ist festzustellen, dass die Emissionen aus dem
Brandereignis sehr weiträumig verfrachtet worden sind und die daraus
resultierenden Flächenbelastungen mit PAKs (Polyaromatische Kohlenwasserstoffe) als gering einzustufen sind. Die BaP- Konzentrationen
pro m² (Benzo(a)pyren) liegen deutlich unterhalb der täglichen
Depositionsbelastung eines industriell geprägten Wohnumfeldes."
Der
Untersuchungsbericht des LANUV ist auch unter dem Link
http://www.stadt-koeln.de/1/presseservice/mitteilungen/2014/09029/
auf die Homepage
der Stadt Köln eingestellt.
4.
Mögliche Gesundheitsgefährdung der Bevölkerung
Da nicht ausgeschlossen werden konnte, dass Menschen, die direkt und
unmittelbar der Brandrauchwolke ausgesetzt gewesen sind, gesundheitliche
Beeinträchtigungen hätten erleiden können, wurde in der Frühphase des Einsatzes
eine Sirenenwarnung durchgeführt und Informationen über verschiedene Medien
veranlasst. Weiterhin wurden flächendeckende Messungen in dem betroffenen
Bereich durchgeführt.
Durch das direkte Aufsteigen der Brandrauchwolke und die große Verdünnung,
die sie dadurch auch in der Atmosphäre erhalten hat, ist es sehr
wahrscheinlich, dass es durch diese Rauchwolke zu keinen gesundheitlichen
Beeinträchtigungen betroffener Menschen gekommen ist. Dafür spricht auch, dass
aus der Bevölkerung keine Meldungen in der Leitstelle eingingen und keine
rettungsdienstlichen Einsätze aufgrund dieses Anlasses in diesem Bereich
durchgeführt wurden.
Weitere Schadstoffe konnten aufgrund des langandauernden und flächig
durchgeführten Messeinsatzes ebenfalls nicht festgestellt werden.
Die Tatsache, dass auch nach intensiver Erkundung und Ausbleiben
entsprechender Hinweise aus der Bevölkerung keinerlei Rußniederschläge
festgestellt werden konnten, stützt die Annahme, dass nachhaltige
gesundheitliche Beeinträchtigungen in der Bevölkerung ausgeblieben sind.
5.
Bevölkerungswarnung, Presse- und
Öffentlichkeitsarbeit
Bemerkenswert ist der Umstand, dass unmittelbar nach der Alarmierung der
ersten Einsatzkräfte und vor einer Presse- und Medieninformation ein immenses
Medieninteresse an dieser Schadenslage bestand und sofort Auskünfte bei der
Feuerwehr Köln eingeholt wurden.
Dieses Interesse dauerte auch in den folgenden Tagen ungebrochen an.
Die erste behördliche Warnung der Bevölkerung erfolgte mittels Sirenenwarnung
um 15.19 Uhr und anschließender Rundfunk- und Medien- bzw. Internetinformation.
Die Leitung des Bürgeramtes Köln Porz hat daraufhin die KGS Hinter der
Kirche (Langel), die GGS Irisweg , die GGS Schmittgasse und das Schulzentrum
Heerstr. (jeweils Zündorf) über das Schadensereignis informiert. Die Schulen
wurden aufgefordert, Fenster und Türen zu schließen und die Außenaktivitäten
(auch der OGTS) bis zu einer Entwarnung einzustellen.
Die Leitung des Bürgeramtes Rodenkirchen und der Bezirksbürgermeister informierten aufgrund der Erkenntnisse zur Rauchentwicklung ihrerseits die betroffenen Schulen sowie die Fraktionsmitglieder der BV2 telefonisch über den Sachstand. Parallel wurden die Schulleitungen per E-Mail informiert. Es wurde gebeten, die Kinder bis zur Entwarnung in der Schule zu behalten, Fenster und Türen geschlossen zu halten und Außenaktivitäten zu unterlassen.
Die Presse- und Medienarbeit in der Einsatzleitung wurde gemeinsam aus
der Einsatzleitung mit zwei Vertretern des Presseamtes und dem Pressesprecher
der Berufsfeuerwehr durchgeführt, weiterhin wurde die redaktionelle Arbeit
rückwärtig aus dem Presseamt unterstützt.
Neben einer Vielzahl von telefonischen Auskünften wurden zwischen dem
09.01.2014, 15.30 Uhr und 11.01.2014, 17.15 Uhr 12 Presse- und
Medieninformationen das Ereignis betreffend veröffentlicht.
Weiterhin gingen im Bürgertelefon der Stadt Köln am 09.01.2014 in der
Zeit von 16.15 Uhr bis 19.45 Uhr wellenartig 418 Anrufe zu den Themen Rauch,
Brandereignis, in der Fortdauer des Ereignisses zu erforderlichen Maßnahmen
nach Sirenensignalen, möglichen Gesundheitsbeeinträchtigungen durch Rauch bis
hin zu gesperrten Straßen im betroffenen Gebiet ein.
6.
Brandursachenermittlung
Die Brandursachenermittlung liegt beim Polizeipräsidenten Köln,
Kriminalkommissariat 13. Mit Stand 17.01.2014 kann die Brandursache noch nicht
eindeutig benannt werden, die Ermittlungen hierzu dauern noch an.
Die Bezirksvertretung Porz nimmt die Mitteilung zur Kenntnis.