I.
Abstimmung über den mündlichen Änderungsantrag der
SPD-Fraktion (entspricht inhaltlich dem Dringlichkeitsantrag unter TOP 3.1.11)
Beschluss:
- Der Rat stellt fest, dass die von CDU, Grünen und
FDP unterstützte Oberbürgemeisterin bei der Wohnungspolitik in ihrer
Amtszeit kläglich gescheitert ist. In jedem Jahr ihrer Amtszeit hat sie
die notwendige Neubauzahl von 6.000 Wohnungen p.a. bei Weitem verfehlt. Im
Jahr 2019 sind nicht einmal 2.200 Wohnungen errichtet worden.
Der Rat stellt daher fest,
dass insbesondere zum Schutz der Kölner Bevölkerung Mittel wie das Kooperative
Baulandmodell, die Konzeptvergabe und Milieuschutzsatzungen dringender denn je
erforderlich sind.
- Der Rat bestätigt die Beschlüsse, die er bzw. der
Stadtentwicklungsausschuss seit dem Jahr 2016 nach Initiative der
SPD-Fraktion beschlossen hat, insbesondere betreffend:
-
„Geschäftsprozessoptimierung
im Bauaufsichtsamt – Einführung der elektronischen Aktenführung“ (StEA
28.01.2016),
-
„Milieuschutz in
Köln ernst nehmen – Lebenskultur im Veedel bewahren!“ (Rat 17.11.2016, gem. mit
LINKE, Piraten, Freie Wähler),
-
„Landesrechtlichen
Mieterschutz für Köln erhalten!“ (Rat 11.07.2017),
-
„Chancen für
Zündorf-Süd endlich nutzen!“ (Rat 14.11.2017),
-
„Parkplätze und
Supermärkte mit Wohnungen überdachen!“ (Rat 20.03.2018),
-
„Wohnungen
bleiben Wohnungen – Wohnraumschutzsatzung verlängern, schärfen und
durchsetzen!“ (Rat 27.09.2018, gem. mit
BUNT).
- Zur Aktivierung der Wohnungspolitik stimmt der
Rat insbesondere folgenden Initiativen der SPD-Fraktion seit dem Jahr 2016
zu, die bisher im Rat und seinen Gremien keine Mehrheit gefunden haben,
zu:
-
„Einführung einer
Wohnungstauschbörse für Köln“ (Rat 15.03.2016),
-
„Azubi-Wohnheime
für Köln!“ (Rat 10.05.2016),
-
„Neubrück
weiterentwickeln!“ (StEA 23.06.2016),
-
„Strategisches
Flächenmanagement jetzt einführen“ (Rat
28.06.2016),
-
Einführung eines
Wohnungsbaufonds über 500 Mio. €. (Rat 14.12.2017),
-
„Meschenich
weiter voranbringen – bezahlbaren und lebenswerten Wohnraum mit Infrastruktur
schaffen!“ (StEA 05.07.2018),
-
„Städte stärken –
Wohnen.Bezahlbar.Machen“ (Rat 18.12.2018),
-
„Wohnungsnot
bekämpfen – Kleinwohnungen mit reiner Nordlage erlauben!“ (StEA 07.02.2019),
-
„Innovative
Mobilitätskonzept in neuen Quartieren umsetzen und Finanzierung langfristig
sicherstellen – Mobilitätsfonds für Köln aufbauen!“ (Rat 04.04.2019),
-
„Wohnen.Bezahlbar.Machen
– Eigentümer verpflichten, auf freien Grundstücken Wohnungen zu bauen!“ (Rat
21.05.2019, gem. mit BUNT),
-
„Wohnungsbaugrundstücke
aktiv erwerben – Erbbaurecht als Regelvergabe einführen“ (Rat 09.07.2019, gem.
mit LINKE, Frau Gerlach, Herrn Wortmann),
-
„Wohnen.Bezahlbar.Machen:
Wohnungen über Lebensmittelmärkten bauen – Ausnahmeregelung jetzt beschließen!“
(Rat 07.11.2019),
-
„Wohnen für
Studierende und Auszubildende auf dem Gelände des Justizzentrums möglich
machen! – Wohnen.Bezahlbar.Machen.“ (Rat 12.12.2019),
-
„Ehrenfeld kein
Luxusfeld – rein profitorientierte Entwicklung des Max-Becker-Areals verhindern
– Wohnen.Bezahlbar.Machen.“ (Rat 06.02.2020),
- „Ferienwohnungen regulieren – Anzeige- und Registrierungspflicht einführen – Verstöße sanktionierbar machen!“ (Rat 26.03.2020).
Abstimmungsergebnis:
Mehrheitlich gegen die Stimmen der SPD-Fraktion und bei
Stimmenthaltung der Fraktion Die Linke.
abgelehnt.
II.
Abstimmung
über den Ursprungsantrag
Beschluss:
Der Rat der Stadt Köln
stellt fest, dass die Bevölkerungszahl in Köln ständig wächst, der Wohnungsbau
aber damit nicht mehr Schritt hält. Deshalb sind die Wohnungsmieten in letzter
Zeit stärker angestiegen. Statt auf die rahmensetzende Ordnungspolitik einer
Sozialen Marktwirtschaft zu setzen, wird vermehrt auf Regulierung und Eingriffe
sowie Zwang auf Investitionsentscheidungen reagiert. Die Folge ist, dass
Investoren bis hin zu Genossenschaften sich verschreckt aus Köln zurückziehen
und dadurch viel zu wenige Wohnungen in Köln gebaut werden. Um den Wohnungsbau
in Köln wieder auf eine gesunde Basis zu stellen, beauftragt der Rat der Stadt
Köln die Verwaltung mit der Umsetzung folgender Maßnahmen:
Mehr
Flächen für den Wohnungsbau
Es
müssen mehr Flächen für den Wohnungsbau ausgewiesen werden. In den
Außengebieten müssen deutlich größere Flächen erschlossen werden. Dies muss bei
der Bezirksregierung für die Erarbeitung des neuen Regionalplans Köln
eingebracht werden. Hierfür ist eine verstärkte Zusammenarbeit in der Region
notwendig. Bei der Entwicklung der Außengebiete muss darauf geachtet werden,
dass die notwendige Infrastruktur, insbesondere die Verkehrsanbindung durch
Straßen und ÖPNV sowie Kindergärten und Schulen, rechtzeitig geschaffen wird.
Behutsame
Verdichtung
In
den bestehenden Wohngebieten muss behutsam verdichtet werden. Das
Baulückenprogramm muss intensiv weitergeführt werden. An einzelnen Stellen muss
höher gebaut oder aufgestockt werden. Einzelne zusätzliche Hochhäuser sollen
für ein aufgelockertes Großstadt-Ambiente gebaut werden. Brachflächen sollen
bevorzugt entwickelt werden. Dabei müssen Grünflächen und Kaltluftschneisen
erhalten bleiben.
Überbauen
von Parkplätzen und Supermärkten
An
vielen Stellen in der Stadt werden zentral gelegene Grundstücken nicht
hinreichend ausgenutzt. Wo sich lediglich Parkplätze oder eingeschossiger
Einzelhandel befinden, bietet sich eine Überbauung an. Die Verwaltung soll mit
den betreffenden Grundstückseigentümern in Dialog treten, um eine entsprechende
Ausnutzung der Flächen für den Wohnungsbau zu erreichen.
Bauen
beschleunigen
Die
von der CDU/FDP-Landesregierung in NRW im Baurechtsmodernisierungsgesetz
geschaffenen Beschleunigungen für den Wohnungsbau müssen in Köln zügig
umgesetzt werden. Dazu sollen die städtischen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter
im Zuge der Verwaltungsreform Kompetenzen für eine beschleunigte Bearbeitung
bekommen. Sie sollen damit motiviert werden, schnelle Entscheidungen zugunsten
des Wohnungsbaus zu treffen. Praktische Lösungen müssen Vorrang haben vor
zusätzlichen Anforderungen an die Bauherren, die dazu führen könnten, dass
Bauvorhaben zurückgestellt oder abgesagt werden.
Bauverfahren
digitalisieren
Das
gesamte Verfahren vom Bauantrag bis zur Baugenehmigung soll elektronisch
abgewickelt werden. Durch intelligente digitale Systeme wie etwa das Building
Information Modeling (BIM) lassen sich Planungs-, Bau- und Lebenszykluskosten
reduzieren und gleichzeitig die Bauqualität weiter verbessern. Durch die
Einsparungen bei Zeit und Baukosten werden das Bauen und damit später auch das
Wohnen günstiger.
Standards
einhalten
Bauen
in Köln darf nicht weiter teurer und komplizierter werden, weil die
Anforderungen an die Bauherren ständig höher werden. Es dürfen keine Standards
vorgegeben werden, die über den Vorgaben der Energie-Einsparungs-Verordnung
(EnEV) liegen. Es darf keine zusätzlichen städtischen Anforderungen zu
Außenanlagen und Zuwegungen, Fassadengestaltung und Infrastruktur geben, die
über die gesetzlichen Anforderungen hinausgehen. Es dürfen keine zusätzlichen
Brandschutzanforderungen gestellt werden, die über das Baurecht hinausgehen. Es
darf keine Anforderungen an den Naturschutz geben, die über die europäischen
Artenschutzrichtlinien hinausgehen.
Bebauungspläne
priorisieren
In
einigen Stadtteilen gibt es alte Bebauungspläne, die nicht mehr den heutigen
Anforderungen entsprechen. Mancherorts stehen alte Bürogebäude leer, die man in
Wohnungen umwandeln könnte, was aber von Bebauungsplänen verhindert wird. An
anderen Stellen fehlen Bebauungspläne, so dass Investoren lieber Büros als
Wohnungen bauen. Die Stadt muss flächendeckend untersucht werden, wo solche
Fehlentwicklungen erfolgen oder drohen. Danach müssen Bebauungspläne nach einer
Prioritätenliste geändert oder erstellt werden. Insbesondere die im Masterplan
ausgewiesenen Flächen zur weiteren Stadtentwicklung müssen mit einer Priorität
versehen werden.
Entfesselungsbeschluss
Die
Stadt Köln versucht mit verschiedenen Maßnahmen, den Wohnungsbau zu steuern.
Bislang mit sehr geringem Erfolg. Kooperatives Baulandmodell, Konzeptvergaben,
städtisches Vorkaufsrecht oder Milieuschutzsatzungen mögen gut gemeint sein,
machen den Investitionsstandort Köln aber unattraktiv. Außerdem beschäftigen
sie das städtische Personal, das sich besser um andere Aufgaben kümmern sollte.
Der Rat der Stadt Köln beschließt deshalb, alle diese Maßnahmen im Sinne eines
Entfesselungsbeschlusses für fünf Jahre auszusetzen. Die Mitarbeiterinnen und
Mitarbeiter in den Ämtern sollen sich in dieser Zeit darauf konzentrieren,
Bauland auszuweisen, Bebauungspläne aufzustellen und Baugenehmigungen zu
erteilen.
Mehr
Personal
Um die Aufgaben zügig bearbeiten zu können, müssen die offenen Stellen bei der Stadtverwaltung besetzt werden, außerdem sollen Liegenschaftsamt, Stadtplanungsamt und Bauaufsichtsamt mehr Personal bekommen. Um die Rekrutierung neuer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in diesem Bereich zu erleichtern, müssen Möglichkeiten einer besseren Bezahlung geschaffen werden. Es ist zu prüfen, ob die Einschaltung einer Personalberatung für die Gewinnung zusätzlichen Personals hilfreich sein könnte. Weiter ist zu prüfen, ob eine Höhergruppierung oder eine Fachkräftezulage bessere Erfolge verspricht.
Abstimmungsergebnis:
Mehrheitlich gegen die Stimmen der Fraktionen FDP und AfD abgelehnt.