Nachtrag: 01.03.2024

Frau Mörtl und Frau Latzer-Schulte, Amt für Kinder, Jugend und Familie, stellen anhand einer Präsentation die Auswertung des Fachtags „Misch MIT! - Kinder-und Jugendbeteiligung in Köln“ sowie den Ausblick weiterer Prozesse vor. Die Präsentation ist unter TOP B im Ratsinformationssystem hinterlegt.

https://ratsinformation.stadt-koeln.de/getfile.asp?id=979562&type=do

Am Anfang der Präsentation wird ein Rap abgespielt, der von den Jugendlichen im Rahmen des Fachtages am 28.April 2023 entstanden ist. Die im Rap genannte fehlende Partizipation von jungen Menschen in der Politik sei laut Frau Latzer- Schulte das Anliegen des gesamten „Misch mit“ Prozesses.

Sie stellt dar, dass es eine vielfältige Beteiligungslandschaft in Form von Formaten, Ansätzen und Strukturen in Köln gebe, die sich in stadtweit, bezirklich und –stadtteilebene aufteilen lasse (Folie 3&4). Es gebe darüber hinaus auch weitere Strategien und Prozesse, beispielsweise der Kinder und Jugendförderplan oder der Aktionsplan Kinder und Jugendfreundliches Köln benannt.

Frau Latzer-Schulte berichtet über bereits existierende Angebote im Bereich bezirklicher Ebene, beispielsweise den in 2022 in Mülheim durchgeführten Veedels-Check, Sie weist ebenso daraufhin, dass die Angebote in den Stadtbezirken unterschiedlich verteilt und eine Ressourcenbündelung und Expertisen nötig seien, um weitere Angebote möglich zu machen oder auch um sie untereinander besser vernetzen zu können.

Seit 2019 gibt es laut Frau Latzer Schulte stadtweit das kooperative Kinder- und Jugendbüro am Alter Markt. Hinzu kommen verschiedene Formate wie zum Beispiel der Jugendring.

Im September 2022 sei dann eine Arbeitsgruppe entstanden, die sich zeitnah zweigeteilt habe und welche nun unter Federführung von Frau Mörtl und Frau Latzer- Schulte stehen. Dieser Arbeitsgruppen gehören sowohl Jugendliche, als auch politische Akteur*innen an, die der Politik, Verwaltung oder Trägerlandschaft an

Diese Gruppe ist unter anderem für die Organisation des Fachtages verantwortlich, der dann am 28.April 2023 im Kalk Karree stattgefunden hat und 300 Besucher*innen hatte, die an insgesamt 9 Workshops teilnehmen konnten. Zusätzlich gab es 17 Informations- und Aktionsstände vor Ort, die es für die Akteur*innen möglich machten sich untereinander zu vernetzen.

Insgesamt habe der Fachtag die Jugendlichen, wie auch die Erwachsenen positiv überrascht.

Der Fachtag wurde bereits wissenschaftlich evaluiert, die Daten jugendgerecht aufgearbeitet und veröffentlicht. Diese Erkenntnisse seien bereits in neue Projekte mit eingebunden worden, da wo es sinnhaft und möglich war.

Aus dem Erfolg der bereits bestandenen Arbeitsgruppen habe sich dann ein Begleitgremium für den weiteren „Misch mit“ Prozess entwickelt. Dieser Arbeitskreis bestehend aus Vertreter*innen von Kindern/Jugendlichen, aus Politik, Verwaltung und freier Trägerlandschaft erarbeite gemeinsam mit dem Amt für Kinder, Jugend und Familie ein kommunales Gesamtkonzept aus.

In dieses Gesamtkonzept; so Frau Mörtl, würden auch die Expertisen, Sichtweisen und Meinungen aus anderen Gremien eingebracht um das Begleitgremium zu bereichern. Das Begleitgremium trage und entwickle das Konzept und stelle einen sehr wichtigen Baustein dar.

Bis zum Ende 2024 plane das Amt für Jugend Kinder und Familie dieses Konzept zur Kinder- und Jugendbeteiligung in der gesamten Stadt. Begleitet und wissenschaftlich evaluiert werde dies durch die katholische Hochschule. Das ausgearbeitete Konzept solle Ende 2024 dem Jugendhilfeausschuss, dem Ausschuss für Bürgerbeteiligung, Anregungen und Beschwerden und dem Rat der Stadt Köln zur Beschlussfassung vorgelegt werden.

Anhand der Folie 12 stellen Frau Mörtl und Frau Latzer-Schulte folgende drei Fragen an die Mitglieder der Bezirksvertretung um eine individuelle Bezirkssicht mit einzubringen  (Folie 12).

1.    Welche Anforderungen haben Kinder und Jugendliche in Ihrem Bezirk bezüglich der Teilnahme an Entscheidungsprozessen bereits geäußert und wie könnten diese aus Ihrer Sicht erfüllt werden?

2.    Wann würde das Konzept für Sie als Bezirksvertretung einen Mehrwert darstellen?

3.    Welche Aspekte sollten unbedingt im Konzept berücksichtigt werden, damit es Ihrer Meinung nach vollständig ist?

Herr Höltig (Fraktion Bündnis 90/Die Grünen) schlägt zunächst vor, proaktiv auf
Schüler*innen zuzugehen und ihnen Wege aufzuzeigen, wie Teilnahme an Entscheidungsprozessen möglich ist. Er habe bisher keine Erfahrungen gemacht, bei denen er nach Zugangsmöglichkeiten gefragt wurde, jedoch vermutet er dahinter die mangelnde Kenntnis der Möglichkeiten und nicht das fehlende Interesse.

Um mögliche Vorteile dessen auch in die Bezirksvertretung Mülheim einzubringen stellt Herr Höltig folgende Nachfrage und vergleicht dabei mit bereits vorhandenen Beteiligungsgremien aus anderen Bezirken:

„Welche Entscheidungsprozesse haben sich bewährt und inwieweit wurden sie als gut empfunden?“

Frau Kranz (SPD-Fraktion) berichtet von Erfahrungswerten, wie bereits an Schulen zu kommunalpolitischen Themen herangetreten wurde. Dort seien Projekte entstanden, jedoch würden dabei auch Organisatorische Herausforderungen festgestellt, die bewältigt werden müssten.
Außerdem berichtet sie von bereits erfolgreich stattgefundenen Jugend- und Kinderpartizipationsverfahren in Bezug auf Spiel- und Aufenthaltsstätten im Bezirk Mülheim.

Frau Mörtl berichtet, dass in der nächsten Sitzung des Jugendhilfeausschusses über einen Antrag entschieden werde, mit dem ein bezirkspolitisches Format erprobt werden solle. In diesem sollen Jugendliche an Sitzungen der Bezirksvertretungen teilnehmen. In einem ersten Schritt würde man in einem Bezirk ein Pilotprojekt entwickeln. Danach könne man betrachten, inwieweit man dieses Format in allen andern Bezirken, gegebenenfalls auch individuell angepasst, installieren könne.

Sie betont, dass Schüler*innen beziehungsweise das Thema Schule nicht im Fokus stehe, aber natürlich immer indirekt mit berücksichtigt würde und es bei vielen Projekten auch Querverbindungen gebe.

Frau Mörtl stellt klar, dass es darum ginge nun Möglichkeiten für die Jugendlichen zu finden, um an Informationen zu gelangen. Ein Angebotsmangel würde nicht bestehen. Dazu sollen Informationen aber durch jugendrelevante Kanäle und nicht durch den Standort Schule weitergegeben werden.

Frau Fischer (SPD-Fraktion) halte die Partizipation von Kindern für wichtig. Ob die Strukturen einer Bezirksvertretung geeignet sind, stelle sie in Frage. Sie nennt mit dem Jugendhaus Treffer ein gelungenes Beispiel für Kinder- und Jugendbeteiligung in Buchheim. Sie plädiere trotz der Ausführungen von Frau Mörtl dafür, die Schulen mit einzubeziehen, insbesondere da in Köln der Ganztag mittlerweile so stark ausgebaut sei, dass sich am Nachmittag auch Zeitfenster für nonverbale Bildung ergeben würden. Die Säulen Schulen und Jugendhilfe sollten dabei nicht zu stark voneinander getrennt werden.

Frau Hane-Knoll (Fraktion DIE LINKE) merkt an, dass besonders jene Jugendliche miteinbezogen werden sollten, die Möglichkeiten der Partizipation im Elternhaus nur in geringem Maße erfahren. Sie bittet darum, auch die Jugendzentren in die Planungen mit einzubeziehen. Sie fragt, ob es in jedem Stadtbezirk und jedem Stadtteil Jugendzentren gebe.

Frau Mörtl erläutert, dass vom Grundsatz die gesamtstädtischen Beteiligungsformate im Fokus stehen würden, insofern gehe es immer um Angebote in der gesamten Stadt. Selbstverständlich würden aber in den Arbeitskreisen auch Träger der Jugendzentren mit eingebunden.

Grundsätzlich gebe es in jedem Stadtbezirk Jugendeinrichtungen, sicherlich aber nicht in jedem der über 80 Stadtteile. Im Stadtbezirk Mülheim gebe es mit 16 Jugendeinrichtungen insgesamt die meisten stadtweit, vielerorts würden sich diese in benachteiligten Sozialräumen befinden.

Frau Latzer-Schulte berichtet über gelungene Beteiligungsprozesse und nennt dabei den Veedels-Check, mit dem systematische Beteiligung erfolgreich praktiziert worden sei und bei dem man ebenso wichtige Erfahrungen machen konnte.

Weiterhin berichtet sie von über 700 Teilnehmer*innen beim Leitbild für den nachhaltigen Mobilitätsplan der Stadt Köln.

Frau Hilleke (Fraktion Bündnis 90/Die Grünen) ergänzt zum Veedels-Check, dass bei diesem wichtig gewesen sei, dass es kurzfristig sichtbare Umsetzungen gegeben habe, um die Motivation der Kinder und Jugendlichen an solchen Prozessen aufrecht zu erhalten.

Frau Mörtl bedankt sich für die Möglichkeit, sich mit der Bezirksvertretung austauschen zu können. Zum „Misch mit !“ Prozess werde es demnächst weitere Mitteilungen für den Jugendhilfeausschuss und danach folgend für die Bezirksvertretungen
geben.