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05.07.2018 Rat | 3.1.7 | öffentlich Antrag / Anfrage | Antrag / Anfrage | ungeändert beschlossen | |||
Beschluss: ungeändert beschlossen
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Beratungsergebnisse Beschluss: Der Rat der Stadt Köln verurteilt aufs Schärfste
jegliche Form von Antisemitismus. Antisemitismus ist ein Angriff auf unsere
demokratische, weltoffene und tolerante Gesellschaft. Für antisemitisches,
rassistisches, extremistisches, radikales und antidemokratisches Gedankengut
ist in unserer Stadt kein Platz. Die Bekämpfung von Antisemitismus ist schon
allein aus unserem Grundverständnis vom friedlichen Zusammenleben aller
Religionen geboten, aber auch in der historischen Verantwortung Deutschlands
gegenüber dem Judentum und dem Staat Israel verwurzelt. In unserer Stadt sind Menschen mit
unterschiedlicher Religionszugehörigkeit und unterschiedlicher Herkunft integraler Bestandteil der Stadtgesellschaft.
Sie leben in gegenseitigem Respekt zusammen. Die Zunahme antisemitischer
Äußerungen und antisemitisch motivierter Straftaten im Land und in den sozialen
Netzwerken gefährden jedoch unser friedliches und partnerschaftliches
Zusammenleben. In Köln lebende Jüdinnen und Juden fühlen sich zunehmend
unsicher und bedroht. Dazu sagt der Rat der Stadt Köln: „Wir wenden uns gegen
jede Form des Antisemitismus. Jeder Mensch in Köln ist aufgerufen, sich gegen
antisemitische Propaganda und antisemitische Übergriffe zu stellen.“ Rat und Verwaltung, alle Akteure und Organisationen
der Kölner Stadtgesellschaft einschließlich der in Köln beheimateten Medien
sind aufgerufen, sich für die Bekämpfung des Antisemitismus einzusetzen. Wir begrüßen die Empfehlungen des Berichtes des
Unabhängigen Expertenkreises Antisemitismus der Bundesregierung. Unter der
Überschrift „Antisemitismus entschlossen bekämpfen, jüdisches Leben in
Deutschland weiterhin nachhaltig fördern“ hatte dieser konkrete Vorschläge und
Maßnahmen erarbeitet, wie z. B. die zwischenzeitlich bereits umgesetzte Einsetzung
eines Antisemitismusbeauftragten. Insgesamt verbindet der Bericht aktuelle Aufklärung
und grundsätzliche Informationen mit konkreten Handlungsmöglichkeiten. Er zeigt
die Entwicklung und Erscheinungsformen des Antisemitismus auf, die auf
Stereotypen und Vorurteilen gegenüber Juden und Jüdinnen beruhen, wobei die
antijüdischen Ideologien religiöser oder sozialer Herkunft sind und politisch,
nationalistisch oder rassistisch begründet werden. Antisemitismus ist nicht nur in einer bestimmten
Bevölkerungsgruppe zu finden, sondern tritt in allen Bereichen unserer
Gesellschaft zu Tage. Jede Form von Antisemitismus ist beschämend für uns alle
– gleichgültig, ob strafbar oder nicht, ob politisch, religiös oder rassistisch
motiviert. In den aktuellen Ausprägungen des Antisemitismus zeigt
sich, dass sich Bestandteile des klassischen Antisemitismus in der konkreten
Agitation und Feindbildbestimmung wieder finden. Dazu gehören auch eine
pauschale Abwertung des Staates Israel sowie die Infragestellung dessen
Existenzrecht. Sie reichen von Boykott-Kampagnen über die Ablehnung
erinnerungskultureller Verantwortung und die Konstruktion jüdischer
Verschwörung bis hin zu unterschiedlichen Maßstäben bei der Bewertung
israelischer Politik im Vergleich zu anderen Staaten oder Verharmlosung von
antisemitisch motiviertem Terror. Von dieser antisemitischen Haltung ist das
demokratische Recht, politische Kritik an der jeweiligen israelischen Regierung
zu üben, zu unterscheiden. Vielmehr gebietet es die langjährige Freundschaft
zwischen Israel und Deutschland sowie die demokratische und rechtsstaatliche
Verfasstheit beider Länder, im kritischen Dialog nach Wegen aus der weltumspannenden
Krise zu suchen. Gerade unsere Kölner Stadtgeschichte zeugt vom
wechselvollen Zusammenleben von Juden und Nichtjuden und ist in weiten Teilen
geprägt von Diskriminierung, Ausgrenzung, Verfolgung und Tod von Jüdinnen und
Juden. Wir bekennen uns zu unserer besonderen Verantwortung für die Entwicklung
des jüdischen Lebens in Köln, in Europa und darüber hinaus! Diese
gesamtgesellschaftliche und damit nicht-personalisierte Verantwortung
beinhaltet insbesondere auch das Erinnern an die Shoah als Teil der deutschen
Identität, die damit aber auch zu einem Teil der Identität der
Neuhinzugekommenen wird. In diesem Sinne werden wir die Bekämpfung von
Antisemitismus auch als Teil unserer Arbeit mit neu eingewanderten Menschen
werden lassen, insbesondere, wenn diese aus Staaten kommen, zu deren Staatsideologie
der Kampf oder sogar die Vernichtung Israels gehört. In der
jüngeren Kölner Stadtgeschichte finden die Beziehungen zu jüdischem
Leben einen neuen Anfang. Köln war mit der „Israel-Mission“ zwölf Jahre lang
von 1953 bis zur Aufnahme diplomatischer Beziehungen 1965 Sitz der offiziellen
Repräsentanz des Staates Israel. Auf vielfältige Art und Weise wurde und wird in
Köln bereits Antisemitismus entgegengewirkt. Vierzehn Jahre nach der Shoah nahm
Köln als erste deutsche Kommune den Schüleraustausch mit der israelischen Stadt Tel Aviv auf, der
nicht nur bis heute stattfindet, sondern auch zur Gründung der Städtepartnerschaft
zwischen Köln und Tel Aviv im Jahr 1979 geführt hat. Bald danach wurde auch die
Städtepartnerschaft zwischen Köln und Bethlehem gegründet mit dem Ziel einer
trilateralen Beziehung, die den Dialog ermöglichen und dem Frieden zwischen den
dort und hier lebenden Menschen dienen sollte. Zu erwähnen sind darüber hinaus die deutschlandweit
einzige Bibliothek jüdischen Schrifttums, die „Germania Judaica“, das
Jahrzehnte lange Wirken gegen Antisemitismus und für christlich-jüdische
Verständigung der Kölnischen Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit
sowie einiger weiterer Institutionen, wie etwa der „Rat der Religionen“ und
insbesondere die herausragende Arbeit des NS-Dokumentationszentrums. Auch die
jüngste Initiative, die Demonstration „Kippa Colonia“ wendet sich gegen
Antisemitismus und wirbt für ein besseres Verständnis jüdischen Lebens. Zudem
entsteht mit dem Bau des MIQUA ein Museum, das sich mit der wechselvollen
Geschichte jüdischen Lebens in Köln befasst und diese sichtbar werden lässt.
Seine Eröffnung ist 2021 vorgesehen, dem Jahr, das gleichzeitig 1700 Jahre
jüdisches Leben in Köln dokumentiert. Der vor wenigen Wochen gegründete Verein
„321: 1700 Jahre jüdisches Deutschland“ weist darauf hin. Sein Zweck ist „das
Wachhalten der Erinnerung an die jüdische Kultur und Geschichte in Deutschland
und Europa“. Zudem wollen wir die Initiative der
Landesregierung, stärker gegen Antisemitismus – insbesondere an Schulen - vorzugehen, begleiten und unterstützen. Eine Reihe Kölner Schulen befassen sich bereits
seit Jahren intensiv mit der Thematik des Antisemitismus und tragen damit
maßgeblich zur Aufklärung und Toleranz bei. Dennoch ist der Handlungsbedarf
weiterhin groß, gerade jungen Menschen zu vermitteln, dass Beleidigungen,
Diskriminierung oder gar körperliche Angriffe gegenüber Jüdinnen und Juden
nicht tolerierbar sind. Unser öffentliches Handeln haben wir stets zu
überprüfen, insbesondere dann, wenn sich Juden und Jüdinnen in unserer Stadt
nicht mehr sicher fühlen. Störungen und Gefährdungen unserer Stadtgesellschaft
durch jedwede Form des Antisemitismus stellen wir uns entschieden entgegen.
Dazu fordern wir auch die gesamte Stadtgesellschaft auf. Wer jüdisches Leben in Deutschland ablehnt, wer die
Erinnerungs- und Gedenkkultur an die Shoah infrage stellt, wer von „Schuldkult“
oder vom „Denkmal der Schande“ in Bezug auf das Holocaustmahnmal in Berlin
spricht oder das Existenzrecht Israels nicht anerkennt, wird auf unseren
entschiedenen Widerstand stoßen. Wer dem Ziel, Antisemitismus zu bekämpfen entgegensteht, darf in Köln keinerlei Unterstützung erfahren! Abstimmungsergebnis. Einstimmig
bei Stimmenthaltung der AfD-Fraktion und der Gruppe Rot-Weiß zugestimmt. |